Mutige Frauen braucht das Land

By: Elisabeth Leitner & Raffaela Lackner
  • Summary

  • Ein Podcast von Frauen über Frauen, die für das Land leben und lustvoll ihre Perspektiven erweitern. Übers Land, Thesen, Krisen, Lebensmodelle bis hin zu Zukunftsvisionen und Strategien.
    CC BY NC ND
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Episodes
  • 048 – Sophie Meierhofer: Mein Wirkungskreis für mehr Gerechtigkeit
    Aug 31 2024
    Sophie Meierhofer ist in Klagenfurt aufgewachsen und sie war schon früh an den Themen in der Welt interessiert. Ihren Eltern waren Werte wie Sicherheit und Beständigkeit im Beruf sehr wichtig. Das haben sie auch an ihre drei Töchter weitergegeben. Sophie bricht da ein wenig aus und ging schon mit 16 Jahren als Au pair ins Ausland. Mit 18 Jahren verließ sie Kärnten, um an der Universität Graz JUS zu studieren. Nach dem Studium arbeitete sie als Juristin in einer renommierten Wirtschaftskanzlei in Wien. Trotz beeindruckender Verdienstmöglichkeiten und Karrierechancen stellte sie bald fest, dass ihre psychische Verfassung zunehmend schlechter wurde. Eines Tages hatte sie ein einschneidendes Erlebnis, welches für sie zu einem Zusammenbruch führte. Es war der Anfang eines großen Veränderungsprozesses für Sophie. Sie hatte die Erkenntnis, dass sie nicht länger Teil dieses Systems sein konnte, welches andere Menschen ausbeutet und eine nachhaltige Entwicklung verhindert. Sobald Sophie für sich Zusammenhänge erkennt, kann sie nicht anders als diese in ihrem Wirkungskreis zu ändern. Sie hat keine Angst vor Veränderungen und die Gerechtigkeit steht bei ihr immer im Fokus. Sie stürzt sich aber nicht Hals über Kopf in unsicheres Gewässer, sondern bereitet alle Schritte der Veränderung vor. Sie nahm sich eine Bildungskarnez von der Anwaltei und ging nach Südafrika, wo sie einen Master in Internationalem Umweltrecht absolvierte. Die Erfahrung, die sie dort machte hat ihr in vielen Dingen die Augen geöffnet. Im Studium und vor Ort musste sie allerdings die Realität globaler Ungerechtigkeiten erkennen und ihr Denken hinterfragen, was sie zu einem radikalen Umdenken führte. Ihr täglicher Weg führte sie damals vorbei an einer Mülldeponie und sie hatte täglich vor Augen wie falsch wir mit unseren Ressourcen umgehen. So kam es dazu, dass sie sich mit dem Thema „Zero Waste“ zu beschäftigen begann und selbst versuchte, was sie im Kleinen dazu beitragen kann. Nach ihrer Rückkehr nach Europa hat sie versucht, das Erlernte in der Kanzlei umzusetzen, aber sie sagt heute, dass sie damals ihrer Zeit voraus war und diese Themen noch keine große Relevanz hatten. So kam es, dass sie sich nach einer neuen beruflichen Betätigung umsah. Leichter gesagt als getan. Nach vielen Absagen kam schließlich die Zusage eines Schweizer Start-Ups für das sie die kommenden Jahre tätig war. Sie war die Schnittstelle nach Afrika und baute dort Zweigstellen auf. Das Wissen, dass sie in dieser Zeit erlernt hat, war für sie ein wesentlicher Baustein für den Aufbau ihres heutigen Unternehmens. Schließlich entschloss sich Sophie Meierhofer in ihre Heimat Kärnten zurückzukehren und dort den nachhaltigen Lebensmittelladen „Kleine Freiheit“ zu eröffnen. Diesen Prozess begann sie während sie in der Schweiz als Praktikantin in einem „Unverpacktladen“ arbeitete. Sie war und ist bis heute erschrocken darüber wie komplex es ist ein Unternehmen zu starten und ist überzeugt davon, dass das Scheitern vieler Jungunternehmen nicht immer mit falschen Ideen zu tun hat, sondern mit der Herangehensweise an eine Unternehmensgründung. Ihr Laden ist nicht nur ein Geschäft, sondern ein Ausdruck ihrer Lebens-Philosophie: Sie setzt auf regionale und saisonale Produkte, vermeidet Verpackungen und bietet gleichzeitig ein Vollsortiment mit über 800 Produkten an, sodass sie selber auch nirgends mehr hingehen muss, um einzukaufen. Sophie und ihre Mitarbeiterin genießen die Freiheit Produkte die sie gerne hätte, einfach im Sortiment aufzunehmen. Für die Wahl der Produkte hat sie klare Kriterien und den Kund:innen kann sie zu jedem Produkt die Herkunft sowie die Gründe erläutern warum dieses anderen Produkten vorgezogen wird. Ihr Wissen gibt sie in einem Lehrgang, bei Workshops und vielen weiteren Formaten und Veranstaltungen in Klagenfurt weiter. Sophies Ziel ist es, Transparenz zu schaffen und eine Community aufzubauen, die sich für Nachhaltigkeit engagiert.
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    58 mins
  • 047 – Marlene Wagner: Räume gerecht gestalten
    Jul 31 2024
    Marlene ist Kärntnerin und nach ihrer Großmutter benannt. Ihr Großvater war Architekt und ihre Großmutter eine der ersten Bauingenieurinnen in Kärnten. Marlene ist um die Jahrtausendwende nach Wien „geflohen“, beschreibt sie, weil sie das Bedürfnis hatte, dass sie dringend weg muss, nicht zuletzt aus politischen Gründen. Das hat wiederum damit zu tun, dass sie in einer politischen Familie aufgewachsen ist und ihr schon früh klar war, dass die Welt nicht nur gerecht ist. Sie ging nach Wien ohne konkret zu wissen was sie studieren sollte: die Architektur ist es geworden. Die Gründe dafür sind vielfältig, einerseits gibt es familiäre Wurzeln dieser Thematik, andererseits meint sie, ob es vielleicht auch damit zu tun hat, dass sie etwas „Solides“ machen wollte und um Kunst zu studieren vielleicht zu feig war. Sie hat sich auf der Uni politisch und feministisch engagiert und etwas zur Mitte des Studiums die Liebe und Leidenschaft für „Design Build Projekte“ entdeckt. Studierende planen dabei keine fiktiven Projekte, sondern Bauwerke, die im Anschluss 1:1 umgesetzt werden. Dies geschieht mit viel Engagement und Idealismus. Um solche Projekte Realität werden zu lassen muss man einerseits oft das Angelernte wieder verlernen, man muss sich aber vor allem mit den lokalen Voraussetzungen auseinandersetzen. Die Studierenden sind auch dafür verantwortlich Sponsoren aufzutreiben. Marlene hat solche Projekte zuerst als Studentin erlebt und sie später als Projektleiterin vor Ort betreut, denn es ist wichtig, dass es vor Ort Vorbereitungen und Koordinationen gibt. Diese Rolle hat sie zuletzt nicht nur für Universitäten eingenommen, sondern auch für NGOs. Da ihr das Hin-und-Her irgendwann zu anstrengend wurde hat sie sieben Jahre in Südafrika gelebt. Ihre erste Erfahrung in Südafrika kann sie schwer in Worte fassen, denn man erlebt diesen Moment mit allen Sinnen und dabei ist nicht nur das Licht und der Geruch anders, es gibt auch ganz andere Gepflogenheiten. Nicht zuletzt hat sie sich zum ersten Mal in ihrem „weiß“ gefühlt und am eigenen Leib erfahren, wie es ist anders behandelt zu werden. Es ist für sie unmöglich Verflechtungen, politische Zusammenhänge und Ungerechtigkeiten in ihrer Umgebung nicht mehr wahrzunehmen. Der Raum, der uns umgibt, drückt gesellschaftliche Rollen aus, mehr als uns allen oft bewusst ist. Deshalb ist Marlenes Forschungsschwerpunkt auch die „soziale Architektur“ und sie setzt sich für feministische Themen in der Raumgestaltung ein, wo sie betont, dass es ihr dabei nicht nur um weibliche Anliegen geht. Sie bringt dies schön auf den Punkt und erklärt: „Menschen haben alle ähnliche Bedürfnisse, egal ob weiblich, transgender, queer,… aber sie finden nicht alle die gleichen Rahmenbedingungen vor.“ Marlene brennt für die Themen, die sie macht und das spürt man. Sie spricht auch von ihren selbst gewählten Projektfamilien. Beruf und Privates zu trennen ist da manchmal nicht einfach und auch oft nicht gewünscht oder notwendig. Trotzdem ist es auch ein Thema darauf zu achten, dass private Bedürfnisse nicht zu kurz kommen, wenn man so viel in Gruppen agiert. Mittlerweile hat sich ihr Bezug zum ländlichen Raum insofern verändert, als dass sie die Ruhe dort schätzen kann, es schade findet, dass sie damals die Netzwerke so abrupt abgebrochen hat – etwas das sie heute vielleicht anders machen würde. In jedem Fall meint sie, dass es am Land eine andere Verbundenheit zur Natur gibt, die man mit dem Bepflanzen von Baumscheiben in der Stadt und den Besuchen in den Bioläden nicht kompensieren kann. Wir finden Marlenes Ansätze großartig und wünschen ihr für ihre weiteren Forschungen und ihr Doktorat alles Gute! Sie zeigt wichtige Themen auf und transformiert diese wieder in die Mitte der Menschen!
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    1 hr
  • 046 – Ines Schiller: Gestalten und Spuren hinterlassen
    Jun 30 2024
    Ines teilt in unserem Gespräch ihre bewegende Lebensgeschichte und ihren Weg in die Politik, der von persönlichen Herausforderungen und beruflichen Erfolgen geprägt ist. Aufgewachsen in einer sozial schwachen Familie, stand sie ab dem 15. Lebensjahr auf eigenen Beinen. Sie arbeitete in verschiedenen Jobs, darunter im Gastgewerbe, um ihren Lebensunterhalt zu sichern und ihren Traum, eine höhere Schule zu besuchen, zu verwirklichen. Sie erzählt uns über den damaligen Bürgermeister, der sie unterstützte und meinte, dass sie heute ohne ihn vielleicht nicht da wäre, wo sie ist. Sie begann ihre Ausbildung in zwei Schulen, bevor sie ein Praktika im Pflegeheim absolvierte. Anfangs war sie total überfordert, aber zwei Monate später so begeistert, dass sie sich für diese Ausbildung entschied. Sie berichtet uns mit voller Begeisterung wie schön dieser Beruf ist und wie viel man von den Menschen zurückbekommt. Für ihre nächste Station absolvierte Ines ein berufsbegleitendes Studium, um Lehrerin zu werden. Dazwischen sind ihre zwei Kinder gekommen. In der Zeit als Lehrerin wurde Ines gebeten, sich in der Stadtpolitik zu engagieren. Sie wurde Stadträtin und widmete sich der Jugend- und Sozialpolitik. Dabei sind ihr die Jugendlichen bis heute ein wichtiges Herzensthema. Sie meint, wenn sie nur einem von zehn ein wenig helfen kann, ist es den Aufwand wert. Jugendliche sind unsere Zukunft und gehören deshalb in die Mitte unserer Gesellschaft. Zu Beginn hat ihr die Frauenakademie des Renner Instituts in Wien geholfen, sich zu vernetzen und Themen der Führung besser zu lernen. Heute holt sie sich eine Coachin zur Seite, die sie auf unterschiedlichen Ebenen begleitet. Das Amt der Bürgermeisterin trat Ines im Jahr 2020 an. Der Beginn ihrer Amtszeit war besonders schwierig. Nicht nur wegen der Pandemie, sondern auch weil sie zu Beginn ihren Lehrerberuf weiter ausübte und weil sie niemanden hängen lassen wollte. Eine besondere Herausforderung war und ist es bis heute, dass ihr Lebensgefährte ihr Vorgänger war. Sie wird ständig mit ihm verglichen, was sie anspornt zu beweisen, dass sie ihren eigenen Weg geht, aber auch manchmal ärgert. Besonders schwierig war für sie, dass sie gleich zu Beginn ihrer Amtszeit nicht mit den Menschen in Kontakt kam. Dafür waren die Rückmeldungen für das Projekt "Ein Sommer in Bad Ischl" ausgesprochen positiv. Die Bevölkerung nimmt nun wahr, dass Ines ihren Weg geht und spannende Projekte umsetzt. Das Gestalten ist auch das schönste an ihrem Job, meint sie. Ihr Alltag ist geprägt von guter Organisation. Sonntags wird die Woche geplant und sie betont die Bedeutung eines guten Frauen-Netzwerks, die sich gegenseitig unterstützen. Einen Nachmittag in der Woche hält sie sich frei, um Zeit mit ihren Kindern zu verbringen. Eine Tochter und ein Sohn sind schon erwachsen, ein Sohn ist im Schulanfangsalter und dann gibt es seit zwei Jahren noch zwei Pflegekinder. Ines könnte nie 25 Jahre lang den gleichen Job machen. Auch das Amt der Bürgermeisterin sollte man nicht ewig machen. „Wenn man es ernst meint, dann hängt man sich voll rein und das kann man nicht ewig machen. Dann wird es Zeit etwas Neues anzugehen,“ erzählt sie uns. Irgendwann möchte sie in die Schule zurückkehren und schließt nicht aus, politisch auf nationaler Ebene tätig zu werden. Ihr oberstes Ziel bleibt jedoch, sich selbst treu zu bleiben, einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft zu haben und Spuren zu hinterlassen.
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    59 mins

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