• #8 Queerfeindlichkeit 2
    Oct 27 2023

    Für diese Doppelfolge haben wir mit Richard Köhler von Transgender Europe (TGEU) über Queer- & Transfeindlichkeit gesprochen. Darüber, was Queerfeindlichkeit/LGBTIQ*-Feindlichkeit ist & über rechte Mobilisierungen zum Thema haben wir im 1. Teil mit Felicia Ewert gesprochen. Hört euch den am Besten hier zuerst an.

    Wir haben gemeinsam zurück geschaut auf Entwicklungen & Zuspitzungen. Richard betont, dass wir auf eine unglaubliche Geschichte des Erfolges zurückblicken. Gerade für Menschen, die trans* sind, wurde viel erreicht. Beispielsweise gibt viel mehr Sichtbarkeit & Selbstorganisation von trans* Menschen. Auch rechtlich hat sich einiges getan. TGEU hat 2013 angefangen, die Rechte für trans* Menschen in Europa zu vergleichen. 2013 gab es noch 24 Länder, die von trans* Personen verlangt haben, dass sie sich sterilisieren lassen, bevor sie den Personenstand ändern können. Das gibt es mittlerweile nur noch in drei Ländern. Darüber hinaus lassen mittlerweile 13 Länder in Europa trans* Menschen selbstbestimmt Personenstand & Namen wählen.

    Die Erfolgsgeschichte queerer & feministischer Kämpfe hat Konservative & Rechte auf den Plan gerufen, die an ihren Vorstellungen von Geschlecht & Sexualität festhalten. Das Phantasma von der Gender-Ideologie ist eine Verschwörungserzählung, die von verschiedenen Strömungen weltweit genutzt wird, um gegen queere Menschen & feministische Forderungen zu mobilisieren. Queerfeindlichkeit ist eng verbunden mit Demokratiefeindlichkeit, Antifeminismus & dem Untergraben von Minderheitenrechten. Aktuell wird besonders gegen das Selbstbestimmungsgesetz mobilisiert.

    Wir haben nach vorne geschaut auf das, was wir gelernt haben & was noch auf uns zukommt. Besonders in der Debatte um das Selbstbestimmungsgesetz ist es wichtig, aktiv zu sein. Denn das Gesetz ist in seiner aktuellen Fassung nicht gut. Beispielsweise werden die Daten von Personen automatisch an Sicherheitsbehörden weitergeleitet, was nicht passiert, wenn Menschen ihren Namen ändern, weil sie geheiratet haben. Falsche Aussagen stehen häufig im Zentrum der Debatte, z.B., dass Menschen die Personenstandsänderung nutzen könnten, um einer Verurteilung oder einer Abschiebung zu entgehen. Das ist nicht nur falsch, sondern zeigt auch, dass queerfeindliche Argumente häufig eng mit rassistischen Einstellungen verbunden sind.

    Starke Bündnisse zwischen feministischen und queeren & anderen diskriminierten Gruppen erschweren es populistischen & transfeindlichen Akteur*innen. Zudem ist es wichtig die queerfeindlichen Akteur*innen zu benennen & ihre menschenfeindlichen Einstellungen offenzulegen. Zentral ist auch, aufzuklären, Wissen zu teilen & falschen Aussagen zu widersprechen. Dafür ist es wichtig, dass wir mehr trans* Menschen selbst zu Wort kommen lassen.

    Wichtig ist, verschiedene Themen wie Klassismus, Antikapitalismus oder die Klimabewegung mit einer sozialen Gerechtigkeit für alle zusammen zudenken. Z.B. ist Sport oft die einzige Möglichkeit, sich auch über Klassen hinweg zu begegnen. Viele Sportvereine schließen trans* Menschen aus. Das ist fatal.

    Mehr Infos & links gibt es hier https://blick-zurueck-nach-vorne.de/podcast/queerfeindlichkeit-2-mit-richard-koehler/

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    26 mins
  • #7 Queerfeindlichkeit 1
    Oct 25 2023

    Für diese Doppelfolge haben wir mit Felicia Ewert über Queerfeindlichkeit gesprochen. Dies ist der erste Teil zum Thema. Es gibt einen zweiten Teil mit Richard Köhler von Transgender Europe (TGU), der am 27.10. erscheint.

    Queerfeindlichkeit bzw. LGBTIQ*-Feindlichkeit ist die verbale und physische Gewalt gegenüber queeren Menschen, also Gewalt, Hass, Beschimpfungen, Beleidigungen und Drohungen gegen Menschen, die trans*, inter, nicht-binär, lesbisch, schwul, bi und/oder asexuell sind. Queerfeindlichkeit beginnt dort, wo die Lebensrealitäten und die Existenzen von queeren Menschen infrage gestellt werden. Queerfeindlichkeit ist Teil extrem rechter Mobilisierung und kommt als Einstellung in der gesamten Gesellschaft vor.

    Es handelt sich um ein sehr aktuelles Thema. Die Berliner Register dokumentieren diskriminierende Vorfälle in Berlin und berichten in ihrem Jahresbericht für 2022, dass LGBTIQ*-feindliche Vorfälle mit 239 ihren Höchststand seit Beginn der Dokumentation durch die Registerstellen erreichten. Viele Angriffe richten sich gegen Menschen, die trans* sind. Die Diskriminierung von trans und/oder nicht-binären Personen finden wir auch in linken und feministischen Kontexten.

    Queere Menschen wurden auch schon im Nationalsozialismus verfolgt und ermordet. Zwischen 1935 und 1944 wurden rund 50.000 queere Menschen verurteilt und zum Teil in Konzentrationslagern inhaftiert. Sie wurden mit dem „Rosa Winkel“ markiert.

    Wir haben mit Felicia zurück geschaut auf Queerfeindlichkeit und extrem rechte Mobilisierungen in den letzten Jahren. Felicia stellt voran, dass Queerfeindlichkeit zwar ein aktuelles Thema ist, aber Rassismus und Antisemitismus immer noch die wesentlichen Einstellungen von Rechten sind. Zudem haben extrem Rechte das Thema und die diskriminierenden Gesetze nicht erfunden, sondern Queerfeindlichkeit ist schon lange Teil der gesamten Gesellschaft. Rechte setzen aktuell jedoch stark auf das Thema und nutzen das Unwissen vieler Menschen, um gegen queere Menschen zu hetzen. Häufig gibt es Verschwörungserzählungen über die LGBTIQ*-community. So behaupten Rechte beispielsweise, es gäbe eine Homo-Lobby. Die Erzählung suggeriert, dass queere Menschen sehr mächtig wären, im Verdeckten agieren würden und starken Einfluss auf Politiker*innen hätten.

    Gemeinsam haben wir auch nach vorne geschaut auf viele Erfolge queerer und feministischer Kämpfe. Die Sichtbarkeit queerer Menschen und Themen in der Öffentlichkeit hat stark zugenommen. Damit geht aber auch eine gewisse Gefahr einher. Felicia betont, dass Sichtbarkeit ohne Schutz fatal ist. Deshalb müssen wir uns alle engagieren, queer-feindlichen Aussagen widersprechen und aktiv werden. Aktivismus kann schon im sehr Kleinen beginnen, beispielsweise in der eigenen Familie oder am Arbeitsplatz. Es geht um jede Situation, in der wir uns solidarisch zeigen und queere Menschen unterstützen können. Felicia betont, dass es die klare Kante gegen Rechts, die klare Kante gegen alle trans*-feindlichen Personen braucht und wir uns immer auch an die eigenen Nase fassen müssen.

    Mehr Infos und links auf → https://blick-zurueck-nach-vorne.de/podcast/queerfeindlichkeit-1/

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    33 mins
  • #6 Antifeminismus
    Oct 20 2023

    Für diese Folge haben wir mit Peps von der Alice Salomon Hochschule Berlin und Laura von Dissens – Institut für Bildung und Forschung e.V. über Antifeminismus gesprochen.

    Mehr Infos und links auf https://blick-zurueck-nach-vorne.de/podcast/antifeminismus/

    Antifeminismus ist sowohl eine Ideologie und politische Einstellung als auch eine organisierte Bewegung verschiedener Akteur*innen und Netzwerke. Antifeminismus richtet sich gegen feministische, queere und emanzipatorische Bewegungen. Häufig geht Antifeminismus einher mit Hass und (tödlicher) Gewalt.

    Antifeminismus war immer schon Teil extrem-rechter Ideologie. Die Vorstellung, dass die Kleinfamilie mit Vater, Mutter und Kind Grundlage der Nation ist, war und ist für die extreme Rechte zentral. Durch emanzipatorische Entwicklungen und eine zunehmende Vielfalt von Lebensentwürfen, Sexualität und Geschlecht, sehen sich Antifeministinnen bedroht. Diese vermeintliche Bedrohung des Modells der heteronormativen Kleinfamilie wird gleichgesetzt mit der Bedrohung des „Deutschen Volkes“. Dabei verbinden Antifeminist*innen Queerfeindlichkeit, Sexismus, Hass auf Frauen und LGBTIQ* mit anderen Diskriminierungsformen wie Rassismus und Antisemitismus sowie mit Verschwörungserzählungen. Antifeminismus spielte bei vielen rechtsterroristischen Taten der letzten Jahre eine Rolle. So unter anderem bei den Attentaten in Halle, Hanau und München.

    Gemeinsam mit Peps und Laura haben wir zurückgeschaut auf Entwicklungen und Zuspitzungen antifeministischer Bewegungen. Wir haben über die extreme Rechte und christliche Fundamentalist*innen und das Recht auf Schwangerschaftsbruch gesprochen. Wir haben aber auch nach vorne geschaut und über Gegenstrategien und bereits existierende Projekte gesprochen.

    Das Netzwerk „Feministische Perspektiven & Interventionen gegen die (extreme) Rechte“ beschäftigt sich aus einer feministischen Perspektive mit Geschlecht und der (extremen und religiösen) Rechten.

    Das Projekt „Spotlight – Antifeminismus erkennen und begegnen“ hat das Ziel, die Gefahren und antidemokratischen Dynamiken von Antifeminismus sichtbar zu machen und ihnen entgegenzuwirken. Die Fachstelle mobirex macht Bildungsarbeit zur extremen Rechten und Antifeminismus in Baden-Württemberg. Das Projekt „Antifeminismus begegnen - Demokratie stärken“ sensibilisiert für die demokratiegefährdenden Auswirkungen von antifeministischen Denkweisen, Ideologien und Verhaltensweisen. Hier findet ihr mehr Informationen, Materialien und weiterführenden links.

    Nach vorne schauen heißt aber auch, dass wir noch genauer hinschauen müssen, zum Beispiel auf die Verzahnung von Diskriminierungsformen. Dabei sind solidarische Bündnisse enorm wichtig. Genauso wie sich einzumischen und aktiv zu werden.

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    42 mins
  • #5 Verschwörungsideologien
    Oct 18 2023

    Für diese Folgen haben wir mit Planke von der Antiverschwurbelten Aktion und Karl von Entnazifizierung jetzt! über Verschwörungsideologien gesprochen. Das Thema ist auch bereits in allen vorherigen Folgen aufgetaucht. Ob wir über die extreme Rechte, über Rassismus oder die Attentate in Halle und Hanau gesprochen haben, Verschwörungsideologien und fake news sind zentral für viele menschenfeindliche Bewegungen, Ideologien und Taten. Auch in den kommenden Folgen zu Antifeminismus und Queerfeindlichkeit werden Verschleierungsideologien eine Rolle spielen.

    Eine Verschwörungserzählung ist die Überzeugung, dass ein Ereignis anders ist, als wir denken oder in der Öffentlichkeit besprochen wird, und dass es eine Verschwörung mächtiger Akteur*innen gibt, die versuchen das zu verheimlichen. Die meisten Verschwörungserzählungen sind antisemitisch, weil in den Erzählungen diese erfundene mächtige Elite als jüdisch imaginiert wird.

    Ein Beispiel für eine extrem rechte Verschwörungserzählung, die verheerende Folgen hatte und hat, ist die Idee vom „großen Austausch“. Karl hat uns erzählt, dass eine aktuelle repräsentative Studie (das heißt mit genügend Befragten) belegt, dass 25% der Deutschen an den „großen Austausch“ glauben. Die Verschwörungserzählung behauptet, dass es eine Gruppe von mächtigen Personen gäbe, die daran arbeiten würde, das „deutsche Volk“ auszutauschen, das heißt durch Menschen aus anderen nicht-europäischen Ländern zu ersetzen. Planke hat ergänzt, dass die Verschwörungserzählung vom „großen Austausch“ auch international für rechtsterroristische Anschläge eine enorme Rolle gespielt hat. Beispielsweise in Christchurch (Neuseeland), wo am 15. März 2019 ein Rechtsterrorist 51 Menschen in zwei Moscheen ermordete, oder in El Paso (USA), wo am 3. August 2019 ein Rechtsterrorist 22 Menschen in einem Supermarkt erschoss, oder in Buffalo (USA) wo am 14. Mai 2022 ein Rassist 10 Afroamerikaner*innen in einem Supermarkt tötete.

    Wir haben zurück geschaut auf verschwörungsideologische Netzwerke in Sicherheitsbehörden und auf die Corona Pandemie. Wir haben aber auch nach vorne geblickt auf Gegenstrategien und Handlungsmöglichkeiten.

    Falls ihr selbst betroffen seid oder Leute kennt, die an Verschwörungserzählungen glauben, sucht euch Hilfe. Die Beratungsstelle Entschwört unterstützt Personen, aus deren persönlichen Umfeld ein Mensch an Verschwörungserzählungen glaubt → https://entschwoert.de/

    Mehr Infos und links auf unserer Homepage: https://blick-zurueck-nach-vorne.de/podcast/verschwoerungsideologie/

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    42 mins
  • #4 Rassismus in den Sicherheitsbehörden
    Oct 13 2023

    Für diese Folge haben wir mit Fabienne von KOP – Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt und Vivian von ISD – Initiative Schwarze Menschen in Deutschland über Rassismus und deutsche Sicherheitsbehörden gesprochen.

    Wir erfahren immer wieder von der rassistischen Kriminalisierung von Betroffenen rechten Terrors, von fehlender Aufklärung rechter Anschläge, von der Verwicklung von Beamt*innen in rechte Netzwerke und Chatgruppen oder von rassistischen Polizeikontrollen mit hartem Gewalteinsatz. Bekannte Beispiele aus Deutschland sind: Der Tod von Oury Jalloh, der 2005 in Dessau in einer Gewahrsamszelle starb; Der Tod des 16-Jährigen Mouhamed Dramé, der in Dortmund von Polizisten erschossen wurde, oder Ferhat Mayouf, der in der Justizvollzugsanstalt Moabit starb.

    Zuerst haben wir ein Blick zurück geworfen auf Entwicklungen und Zuspitzungen. Es gibt eine massive Ausweitungen von Befugnissen, Einsatzfeldern und Aufgaben von Sicherheitsbehörden. Die Polizei wird beispielsweise in sehr vielen Fällen hinzugezogen, wenn es um häusliche Gewalt geht, wenn sich wohnungslose Menschen irgendwo aufhalten oder Häuser besetzt werden. Vivian fragt, ob das wirklich Aufgaben sind, die die Polizei lösen sollte und erklärt, dass es in vielen Fällen eher soziale Lösungen braucht. Fabienne geht darauf ein, dass der NSU-Komplex gezeigt hat, wie rassistisch die Sicherheitsbehörden in Deutschland arbeiten.

    Wir haben aber auch nach vorne geschaut. Es gibt bereits viele wichtige Kampagnen, die Wissen weitergeben und Handlungsmöglichkeiten aufzeigen. Eine wichtige Kampagne, an der unter anderem KOP und ISD gemeinsam arbeiten, ist „Go Film The Police“. Die Kampagne klärt darüber auf, was du beim Filmen von Polizeieinsätzen beachten musst und fordert auf, dies zu tun, um die Brutalität der Polizei als organisierte Gewalt sichtbar zu machen. Eine weitere Kampagne ist „Ban! Racial Profiling. Gefährliche Orte abschaffen“. „Death in Custody“ wurde als Reaktion auf die vielen ungeklärten Todesfälle Schwarzer Menschen und People of Color in Gewahrsam gegründet, informiert über diese und macht Erinnerungsarbeit.

    Zuletzt nennen die beiden noch wichtige Beratungsstellen und Gruppen: ReachOut ist eine Beratungsstelle für Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt und Bedrohung in Berlin. Each One Teach One hat eine Anti-Diskriminierungsberatung und bietet Beratung für Schwarze, afrikanische und afrodiasporische Menschen in Berlin in allen Fällen von Diskriminierung. LesMigras bietet Beratung für Lesben, bisexuelle Frauen, trans*, inter, nicht-binäre und queere Menschen an.

    Mehr Informationen und viele weiterführende links findet ihr auf unserer Homepage: https://blick-zurueck-nach-vorne.de/podcast/rassismus-in-den-sicherheitsbehoerden/

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    49 mins
  • #3 Der Anschlag von Hanau
    Oct 11 2023

    Für diese Folge haben wir mit Newroz Duman von der Initiative 19. Februar Hanau über Selbstorganisierung, Erinnerung, Gerechtigkeit und die Forderung nach Aufklärung gesprochen. → https://blick-zurueck-nach-vorne.de/podcast/der-anschlag-von-hanau/

    Die Initiative hat sich anlässlich eines der schlimmsten Terroranschläge der jüngeren deutschen Geschichte gegründet. Am 19. Februar 2020 ermordete ein Rechtsterrorist 9 Menschen aus rassistischem Motiv in Hanau. Ihre Namen sind:

    Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov.

    Newroz hat uns erzählt, wie sich die Initiative 19. Februar Hanau nur wenige Tage nach dem Terroranschlag gegründet hat. Newroz betont, dass sie in Hanau das gemacht haben, was sie schon seit Jahrzehnten machen: Selbstorganisierung von Betroffenen rassistischer Gewalt, Strukturen aufbauen und sich mit anderen Aktivist*innen und Initiativen vernetzen. Die Initiative war schnell vor Ort, hat mit den Menschen an den Tatorten getrauert und die #Namen der Verstorbenen laut gesagt, gerufen und geschrien. Sie haben auch schnell einen Ort organisiert, an dem sich alle Betroffenen versammeln, reden, gemeinsam trauern, sich vernetzen und kämpfen können.

    Wir haben zurückgeblickt auf das Jahr 2015, auf weitere rechte Morde und die Verantwortung der ganzen Gesellschaft für diese mörderische rechte Gewalt. Wir haben aber auch zurück geschaut auf eine Kontinuität antirassistischer Kämpfe. Es gab auch viel Protest und Widerstand.

    Wir haben auch wieder nach vorne geschaut und darüber gesprochen, was wir gelernt haben und was Konsequenzen sind, die noch gezogen werden müssen. Newroz erzählt, dass sie es als Initiative geschafft haben, die Namen der Opfer in den Mittelpunkt zu stellen. Es war ein Novum, dass Nachrichtensendungen mit den Namen der Opfer begonnen haben oder dass für alle klar war, dass man keine Veranstaltung ohne die Perspektive der Betroffenen machen kann.

    Die Initiative 19. Februar Hanau kämpft weiter für Gerechtigkeit und Aufklärung. Beispielsweise wurde am 19. September die neue Homepage Kein Abschlussbericht veröffentlicht, die sich mit dem Untersuchungsausschuss in Hanau beschäftigt, Fakten aufbereitet und weiter Aufklärung fordert.

    Mehr Informationen und viele weiterführende links findet ihr unter https://blick-zurueck-nach-vorne.de/podcast/der-anschlag-von-hanau/

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    43 mins
  • #2 Der Anschlag von Halle
    Oct 5 2023

    Für diese Folge haben wir mit Esther über den rechtsterroristischen Anschlag in Halle gesprochen. Am 9. Oktober 2019 ermordete ein Rechtsterrorist zwei Menschen in Halle. Er hatte versucht an Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag, schwer bewaffnet in eine Synagoge einzudringen und die dort Versammelten zu töten. In der Synagoge befanden sich zum Tatzeitpunkt 51 Menschen. Aufgrund einer abgeschlossenen Tür gelang es dem Täter nicht, die Synagoge zu betreten. Daraufhin ermordete er Jana L., die sich ihm vor der Synagoge näherte. In einem nahegelegenen Imbiss tötete er Kevin S. Auf seiner Flucht versuchte er, weitere Menschen zu töten. Seine Motivation war antisemitisch und rassistisch.

    Esther ist Schriftstellerin und hat das Buch „Hab keine Angst, erzähl alles! Das Attentat von Halle und die Stimme der Überlebenden“ herausgegeben. Gemeinsam haben wir zurückgeschaut und darüber gesprochen, wie es zu dem Buch kam, welche Motivation Esther hatte und was der Titel bedeutet.

    Wir haben aber auch nach vorne geschaut und darüber gesprochen, was wir gelernt haben. Esther betont, dass eine große Solidarisierung zwischen den verschiedenen Betroffenen stattgefunden hat. Zudem gab es viele zivilgesellschaftliche Gruppen, die die Betroffenen beim Prozess u. a. mit Kundgebungen solidarisch begleitet haben. Auch gesellschaftlich hat sich etwas verändert: von vielen Medien wurde aufgrund des Wunsches der Betroffenen der Name des Attentäters nicht genannt.

    Wichtig ist Esther die Herstellung von Bündnissen durch alle Betroffenheiten hindurch und die Selbstorganisation von Betroffenen, die sie auch schon an vielen Stellen wachsen sieht. Esther erzählt, dass die Betroffenen aus Halle nach dem Anschlag in Hanau dort hingefahren sind und wünscht sich, dass Menschen an die Orte gehen und die Betroffenen unterstützen.

    Mehr Informationen und Erklärungen findet ihr unter: https://blick-zurueck-nach-vorne.de/podcast/der-anschlag-von-halle/

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    38 mins
  • #1 Die extreme Rechte
    Oct 4 2023

    In dieser Folge haben wir mit Caro, Sebastian und Kati über die extreme Rechte geredet. Caro und Sebastian arbeiten bei NSU Watch, Kati bei den Berliner Registern.

    Der Begriff „Extreme Rechte“ bezeichnet verschiedene Bewegungen, Gruppen und Akteur*innen, die antisemitische, rassistische, nationalistische, antifeministische, sozialchauvinistische und/oder ableistische Positionen vertreten.

    Gemeinsam mit Kati, Sebastian und Caro haben wir einen Blick zurückgeworfen auf Kontinuitäten rechter Gewalt. Einen Schwerpunkt haben wir auf den NSU-Komplex und den Neukölln-Komplex gelegt.

    Wir haben auch darüber gesprochen, was wir gelernt haben und was sich zwischen dem NSU-Komplex und dem Neukölln-Komplex getan hat. Betroffene, Angehörige und Aktivist*innen haben dafür gekämpft, selber bestimmen zu können, wie erinnert und gemahnt wird.

    Zuletzt haben wir noch darüber gesprochen, dass die drei in wichtigen Projekten arbeiten und rechte Vorfälle dokumentieren, Prozesse und Untersuchungsausschüsse beobachten, dort mitschreiben und so Öffentlichkeit schaffen.

    Caro, Kati und Sebastian betonen, dass man sich nicht lähmen lassen darf, dass es wichtig ist, aktiv zu werden, gemeinsame Nenner zu finden und sich in solidarischen Netzwerken zu engagieren.

    Weiter Infos und Erklärungen findet ihr hier: https://blick-zurueck-nach-vorne.de/podcast/die-extreme-rechte/

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    43 mins