Blick zurück nach vorne. Perspektiven auf und gegen Rechts!

By: Agentur für soziale Perspektiven
  • Summary

  • Gemeinsam mit Expert*innen aus der Praxis nehmen wir rechte Phänomene unter die Lupe. Wir sprechen über die extreme Rechte, Rassismus, Antisemitismus, Antifeminismus, Queerfeindlichkeit und Verschwörungsideologien. Und über damit verbundene Taten und Netzwerke, wie die Terroranschläge in Hanau und Halle, den Nationalsozialistischen Untergrund, die Terrorserie in Berlin Neukölln und Gewalt gegen LGBTIQ*. Wir werfen sowohl einen »Blick zurück« auf Entwicklungen und Zuspitzungen, als auch »nach vorne« auf Gegenstrategien und Handlungsmöglichkeiten. Zurückschauen heißt, aus Leerstellen und Fehlern lernen und Dinge anders machen. Wir schauen zurück, um nach vorne schauen zu können. Damit wir dem entgegentreten können, was da aus der rechten Ecke noch kommen mag. Ein Podcast von der Agentur für soziale Perspektiven & studio lärm. Kollektiv für politische Audioproduktionen Mehr Infos auf www.blick-zurück-nach-vorne.de
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  • #8 Queerfeindlichkeit 2
    Oct 27 2023

    Für diese Doppelfolge haben wir mit Richard Köhler von Transgender Europe (TGEU) über Queer- & Transfeindlichkeit gesprochen. Darüber, was Queerfeindlichkeit/LGBTIQ*-Feindlichkeit ist & über rechte Mobilisierungen zum Thema haben wir im 1. Teil mit Felicia Ewert gesprochen. Hört euch den am Besten hier zuerst an.

    Wir haben gemeinsam zurück geschaut auf Entwicklungen & Zuspitzungen. Richard betont, dass wir auf eine unglaubliche Geschichte des Erfolges zurückblicken. Gerade für Menschen, die trans* sind, wurde viel erreicht. Beispielsweise gibt viel mehr Sichtbarkeit & Selbstorganisation von trans* Menschen. Auch rechtlich hat sich einiges getan. TGEU hat 2013 angefangen, die Rechte für trans* Menschen in Europa zu vergleichen. 2013 gab es noch 24 Länder, die von trans* Personen verlangt haben, dass sie sich sterilisieren lassen, bevor sie den Personenstand ändern können. Das gibt es mittlerweile nur noch in drei Ländern. Darüber hinaus lassen mittlerweile 13 Länder in Europa trans* Menschen selbstbestimmt Personenstand & Namen wählen.

    Die Erfolgsgeschichte queerer & feministischer Kämpfe hat Konservative & Rechte auf den Plan gerufen, die an ihren Vorstellungen von Geschlecht & Sexualität festhalten. Das Phantasma von der Gender-Ideologie ist eine Verschwörungserzählung, die von verschiedenen Strömungen weltweit genutzt wird, um gegen queere Menschen & feministische Forderungen zu mobilisieren. Queerfeindlichkeit ist eng verbunden mit Demokratiefeindlichkeit, Antifeminismus & dem Untergraben von Minderheitenrechten. Aktuell wird besonders gegen das Selbstbestimmungsgesetz mobilisiert.

    Wir haben nach vorne geschaut auf das, was wir gelernt haben & was noch auf uns zukommt. Besonders in der Debatte um das Selbstbestimmungsgesetz ist es wichtig, aktiv zu sein. Denn das Gesetz ist in seiner aktuellen Fassung nicht gut. Beispielsweise werden die Daten von Personen automatisch an Sicherheitsbehörden weitergeleitet, was nicht passiert, wenn Menschen ihren Namen ändern, weil sie geheiratet haben. Falsche Aussagen stehen häufig im Zentrum der Debatte, z.B., dass Menschen die Personenstandsänderung nutzen könnten, um einer Verurteilung oder einer Abschiebung zu entgehen. Das ist nicht nur falsch, sondern zeigt auch, dass queerfeindliche Argumente häufig eng mit rassistischen Einstellungen verbunden sind.

    Starke Bündnisse zwischen feministischen und queeren & anderen diskriminierten Gruppen erschweren es populistischen & transfeindlichen Akteur*innen. Zudem ist es wichtig die queerfeindlichen Akteur*innen zu benennen & ihre menschenfeindlichen Einstellungen offenzulegen. Zentral ist auch, aufzuklären, Wissen zu teilen & falschen Aussagen zu widersprechen. Dafür ist es wichtig, dass wir mehr trans* Menschen selbst zu Wort kommen lassen.

    Wichtig ist, verschiedene Themen wie Klassismus, Antikapitalismus oder die Klimabewegung mit einer sozialen Gerechtigkeit für alle zusammen zudenken. Z.B. ist Sport oft die einzige Möglichkeit, sich auch über Klassen hinweg zu begegnen. Viele Sportvereine schließen trans* Menschen aus. Das ist fatal.

    Mehr Infos & links gibt es hier https://blick-zurueck-nach-vorne.de/podcast/queerfeindlichkeit-2-mit-richard-koehler/

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    26 mins
  • #7 Queerfeindlichkeit 1
    Oct 25 2023

    Für diese Doppelfolge haben wir mit Felicia Ewert über Queerfeindlichkeit gesprochen. Dies ist der erste Teil zum Thema. Es gibt einen zweiten Teil mit Richard Köhler von Transgender Europe (TGU), der am 27.10. erscheint.

    Queerfeindlichkeit bzw. LGBTIQ*-Feindlichkeit ist die verbale und physische Gewalt gegenüber queeren Menschen, also Gewalt, Hass, Beschimpfungen, Beleidigungen und Drohungen gegen Menschen, die trans*, inter, nicht-binär, lesbisch, schwul, bi und/oder asexuell sind. Queerfeindlichkeit beginnt dort, wo die Lebensrealitäten und die Existenzen von queeren Menschen infrage gestellt werden. Queerfeindlichkeit ist Teil extrem rechter Mobilisierung und kommt als Einstellung in der gesamten Gesellschaft vor.

    Es handelt sich um ein sehr aktuelles Thema. Die Berliner Register dokumentieren diskriminierende Vorfälle in Berlin und berichten in ihrem Jahresbericht für 2022, dass LGBTIQ*-feindliche Vorfälle mit 239 ihren Höchststand seit Beginn der Dokumentation durch die Registerstellen erreichten. Viele Angriffe richten sich gegen Menschen, die trans* sind. Die Diskriminierung von trans und/oder nicht-binären Personen finden wir auch in linken und feministischen Kontexten.

    Queere Menschen wurden auch schon im Nationalsozialismus verfolgt und ermordet. Zwischen 1935 und 1944 wurden rund 50.000 queere Menschen verurteilt und zum Teil in Konzentrationslagern inhaftiert. Sie wurden mit dem „Rosa Winkel“ markiert.

    Wir haben mit Felicia zurück geschaut auf Queerfeindlichkeit und extrem rechte Mobilisierungen in den letzten Jahren. Felicia stellt voran, dass Queerfeindlichkeit zwar ein aktuelles Thema ist, aber Rassismus und Antisemitismus immer noch die wesentlichen Einstellungen von Rechten sind. Zudem haben extrem Rechte das Thema und die diskriminierenden Gesetze nicht erfunden, sondern Queerfeindlichkeit ist schon lange Teil der gesamten Gesellschaft. Rechte setzen aktuell jedoch stark auf das Thema und nutzen das Unwissen vieler Menschen, um gegen queere Menschen zu hetzen. Häufig gibt es Verschwörungserzählungen über die LGBTIQ*-community. So behaupten Rechte beispielsweise, es gäbe eine Homo-Lobby. Die Erzählung suggeriert, dass queere Menschen sehr mächtig wären, im Verdeckten agieren würden und starken Einfluss auf Politiker*innen hätten.

    Gemeinsam haben wir auch nach vorne geschaut auf viele Erfolge queerer und feministischer Kämpfe. Die Sichtbarkeit queerer Menschen und Themen in der Öffentlichkeit hat stark zugenommen. Damit geht aber auch eine gewisse Gefahr einher. Felicia betont, dass Sichtbarkeit ohne Schutz fatal ist. Deshalb müssen wir uns alle engagieren, queer-feindlichen Aussagen widersprechen und aktiv werden. Aktivismus kann schon im sehr Kleinen beginnen, beispielsweise in der eigenen Familie oder am Arbeitsplatz. Es geht um jede Situation, in der wir uns solidarisch zeigen und queere Menschen unterstützen können. Felicia betont, dass es die klare Kante gegen Rechts, die klare Kante gegen alle trans*-feindlichen Personen braucht und wir uns immer auch an die eigenen Nase fassen müssen.

    Mehr Infos und links auf → https://blick-zurueck-nach-vorne.de/podcast/queerfeindlichkeit-1/

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    33 mins
  • #6 Antifeminismus
    Oct 20 2023

    Für diese Folge haben wir mit Peps von der Alice Salomon Hochschule Berlin und Laura von Dissens – Institut für Bildung und Forschung e.V. über Antifeminismus gesprochen.

    Mehr Infos und links auf https://blick-zurueck-nach-vorne.de/podcast/antifeminismus/

    Antifeminismus ist sowohl eine Ideologie und politische Einstellung als auch eine organisierte Bewegung verschiedener Akteur*innen und Netzwerke. Antifeminismus richtet sich gegen feministische, queere und emanzipatorische Bewegungen. Häufig geht Antifeminismus einher mit Hass und (tödlicher) Gewalt.

    Antifeminismus war immer schon Teil extrem-rechter Ideologie. Die Vorstellung, dass die Kleinfamilie mit Vater, Mutter und Kind Grundlage der Nation ist, war und ist für die extreme Rechte zentral. Durch emanzipatorische Entwicklungen und eine zunehmende Vielfalt von Lebensentwürfen, Sexualität und Geschlecht, sehen sich Antifeministinnen bedroht. Diese vermeintliche Bedrohung des Modells der heteronormativen Kleinfamilie wird gleichgesetzt mit der Bedrohung des „Deutschen Volkes“. Dabei verbinden Antifeminist*innen Queerfeindlichkeit, Sexismus, Hass auf Frauen und LGBTIQ* mit anderen Diskriminierungsformen wie Rassismus und Antisemitismus sowie mit Verschwörungserzählungen. Antifeminismus spielte bei vielen rechtsterroristischen Taten der letzten Jahre eine Rolle. So unter anderem bei den Attentaten in Halle, Hanau und München.

    Gemeinsam mit Peps und Laura haben wir zurückgeschaut auf Entwicklungen und Zuspitzungen antifeministischer Bewegungen. Wir haben über die extreme Rechte und christliche Fundamentalist*innen und das Recht auf Schwangerschaftsbruch gesprochen. Wir haben aber auch nach vorne geschaut und über Gegenstrategien und bereits existierende Projekte gesprochen.

    Das Netzwerk „Feministische Perspektiven & Interventionen gegen die (extreme) Rechte“ beschäftigt sich aus einer feministischen Perspektive mit Geschlecht und der (extremen und religiösen) Rechten.

    Das Projekt „Spotlight – Antifeminismus erkennen und begegnen“ hat das Ziel, die Gefahren und antidemokratischen Dynamiken von Antifeminismus sichtbar zu machen und ihnen entgegenzuwirken. Die Fachstelle mobirex macht Bildungsarbeit zur extremen Rechten und Antifeminismus in Baden-Württemberg. Das Projekt „Antifeminismus begegnen - Demokratie stärken“ sensibilisiert für die demokratiegefährdenden Auswirkungen von antifeministischen Denkweisen, Ideologien und Verhaltensweisen. Hier findet ihr mehr Informationen, Materialien und weiterführenden links.

    Nach vorne schauen heißt aber auch, dass wir noch genauer hinschauen müssen, zum Beispiel auf die Verzahnung von Diskriminierungsformen. Dabei sind solidarische Bündnisse enorm wichtig. Genauso wie sich einzumischen und aktiv zu werden.

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    42 mins

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